Die Sensibilisierung zielt darauf ab, die Interessen aller Altersgruppen in Bezug auf Themen wie Sexualität und Gewalt anzusprechen. Das beinhaltet die Schaffung einer offenen Kultur für sichere Gespräche, den Austausch über solche Themen, die Entwicklung von Gesprächskompetenzen für Fachkräfte und die Verwendung flexibler und vielfältiger Methoden. Eine wichtige Grundlage jedes Schutzkonzepts ist eine partizipativ entwickelte Risiko- und Ressourcenanalyse, um bestehende Risikosituationen in einer Einrichtung zu identifizieren, potenzielle Missbrauchssituationen zu erkennen, fehlende Präventionsmaßnahmen zu benennen und unsichere Orte zu identifizieren und gleichzeitig gut bewährte Umsetzungen zu benennen.
Die Entwicklung und Implementierung eines Schutzkonzeptes beginnt immer mit der Durchführung einer sogenannten Gefährdungs- und Ressourcenanalyse. Denn die Gefährdungs- und Ressourcenanalyse bildet den Ausgangspunkt bzw. stellt die zentrale Wissensgrundlage für die Entwicklung von Präventions-, Interventions- und Aufarbeitungsmaßnahmen dar.
Eine solche Analyse lässt sich dabei auch als einen dialogischen und beteiligungsorientierten Selbstreflexionsprozess beschreiben; als einen selbstkritischen Blick auf eine Organisation oder auch auf eine Hilfeinfrastruktur.
Mit dem „selbstkritischen Blick“ ist zum einen gemeint, dass eine Organisation oder eine Hilfeinfrastruktur die eigenen Verfahren, Strukturen, Arbeitsabläufe, die eigene Kultur oder auch arbeitsfeldspezifischen Besonderheiten daraufhin betrachtet und befragt, an welchen Stellen die Gefahr des Machtmissbrauchs oder die Gefahr von Grenzverletzungen hoch ist. Es gilt Risikofaktoren der Organisation oder der Infrastruktur zu identifizieren. Zum anderen ist mit dem selbstkritischen Bick aber auch gemeint, sich über Ressourcen und Potentiale zu verständigen. Was läuft im Hinblick auf Schutz gut bei uns? An welchen Stellen schaffen wir es, Rechte gut zu schützen und zu stärken und auch Gefahren des Machtmissbrauchs zu minimieren? Was können wir daraus lernen? Es geht also gleichsam darum, bereits vorhandene Schutzfaktoren zu identifizieren.
Idealerweise sollen alle Akteur*innen, die an der Herstellung einer Organisation oder auch einer Hilfeinfrastruktur beteiligt sind, an einer solcher Analyse partizipieren. In einer stationären Altenpflegeeinrichtung würde dies bspw. bedeuten, dass Bewohner*innen, Pflegekräfte, Ehrenamtliche, Angehörige, Betreuer*innen, Leitungskräfte und andere Mitarbeiter*innen wie Hausmeister oder der Küche gemeinsam eine Gefährdungs- und Ressourcenanalyse durchführen. Denn wichtig ist in diesem Schritt, dass die unterschiedlichen Perspektiven z-B. auf Situationen, in denen man sich unwohl fühlt und auch auf Bedürfnisse, Wünsche und Ideen sichtbar werden.
Wie genau methodisch und mit welchen genauen Inhalten eine solche Analyse durchgeführt wird und wie alle Akteur*innen adäquat beteiligt werden können, ist dabei natürlich spezifisch auszuloten. Nachfolgend soll jedoch ein kurzer Einblick gegeben werden, an welche Themen und Fragen angeknüpft werden könnte:
Der Text wurde für den E-Learningkurs „Schutzkonzepte in Organisationen – Schutzprozesse partizipativ und achtsam gestalten“ erarbeitet und befasst sich mit Institutionen als Ort potentieller Gefahren, aber auch als Ort des Schutzes.
Der E-Learningkurs wurde von der Universität Hildesheim und der Hochschule Landshut im Rahmen eines vom BMBF geförderten Projektes entwickelt (https://ecqat.elearning-kinderschutz.de/das-projekt/schutzkonzepte/). Eine überarbeitete Fassung des Textes findet sich in dem aus dem Kurs entstandenen Lehrbuch: Oppermann, Carolin/Winter, Veronika/Harder, Claudia/Wolff, Mechthild/Schröer, Wolfgang (Hrsg.) (2018): Lehrbuch Schutzkonzepte in pädagogischen Organisationen. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.